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Wie KI die Cybersicherheit prägt: Vorteile und Gefahren

Lesedauer 10 Min.

In den letzten Jahren hat sich die künstliche Intelligenz (KI) als transformative Kraft im Bereich der Cybersicherheit etabliert. Für IT-Administratoren und Geschäftsinhaber ist es entscheidend, die doppelte Rolle der KI sowohl bei der Abwehr als auch bei der potenziellen Erschaffung von Cyberbedrohungen zu verstehen.

Die Macht der KI in der Abwehr von Cyberbedrohungen

Wie verbessert KI die Cybersicherheit? Tatsächlich ist KI zu einem unverzichtbaren Verbündeten im Kampf gegen Cyberbedrohungen geworden. Sie eröffnet einige Möglichkeiten:

  1. Erweiterte Bedrohungserkennung:
    • KI kann riesige Datenmengen in Echtzeit verarbeiten und Muster und Anomalien erkennen, die auf potenzielle Bedrohungen hinweisen. Durch die Analyse von Netzwerkverkehr, Benutzerverhalten und Systemprotokollen können KI-Systeme ungewöhnliche Aktivitäten identifizieren, die auf einen Cyberangriff hindeuten könnten. KI-Modelle werden auf vielfältige Datensätze und Telemetrie trainiert, sodass sie sowohl bekannte als auch neue Bedrohungen erkennen können. Diese Fähigkeit zur tiefgehenden Bedrohungsanalyse hilft bei der Identifizierung von Zero-Day-Angriffen, die neue Bedrohungen darstellen, weil sie zuvor unbekannte Schwachstellen ausnutzen.
  2. Bedrohungsinformationen und -analyse:
    • Große Sprachmodelle (LLMs) können komplexe Bedrohungsinformationen in leicht verständliche Erkenntnisse „übersetzen“. Diese Modelle sind in der Lage, riesige Bedrohungsdatenbanken zu analysieren und die neuesten Trends, Taktiken und Techniken von Cyberkriminellen zusammenzufassen. Die automatisch generierte Analyse von Bedrohungsberichten hilft den Cybersicherheitsteams, auf dem neuesten Stand zu bleiben, ohne umfangreiche Dokumente durchforsten zu müssen. Dies beschleunigt den Entscheidungsprozess und verbessert die gesamte Reaktionsstrategie.
  3. Integrierte KI-Assistenten in Produkten:
    • KI-gestützte Assistenten können dabei helfen, Systemkonfigurationen zu optimieren und sicherzustellen, dass Schutzlösungen korrekt eingerichtet sind. Diese Assistenten sind in der Lage, Benutzer durch Best Practices zu führen, Einstellungsanpassungen zu empfehlen und Echtzeit-Feedback zu Erkennungen zu geben. Sie können auch das System kontinuierlich überwachen und auf Fehlkonfigurationen oder Abweichungen von den Standard-Sicherheitsprotokollen hinweisen. Dies minimiert das Risiko menschlicher Fehler, die einen häufigen Einstiegspunkt für Angreifer darstellen.
  4. KI-unterstützte Sandboxes:
    • Durch den Einsatz von KI zur Verhaltensanalyse in Sandbox-Umgebungen sind Sicherheitsteams imstande, tiefere Einblicke in die Funktionsweise von Malware zu gewinnen. KI ist in der Lage, subtile Verhaltensänderungen zu erkennen, die auf böswillige Absichten hinweisen könnten, selbst wenn die Malware darauf programmiert ist, traditionelle Sandbox-Erkennungen zu umgehen. Diese detaillierte Analyse hilft, leistungsstärkere Signaturen und Heuristiken für zukünftige Erkennungen zu erstellen und verbessert die Fähigkeit der Organisation, ähnliche Angriffe zu verhindern.
  5. Verbesserte Anti-Spam- und Anti-Phishing-Maßnahmen:
    • Anhand früherer E-Mail-Kommunikationen lernt die KI, Anomalien zu erkennen, die auf Phishing-Versuche hinweisen könnten. Durch die Analyse von E-Mail-Headern, Inhalten und Absenderverhalten kann KI verdächtige E-Mails identifizieren und markieren, bevor sie den Posteingang erreichen. Heutzutage ist KI sogar in der Lage, den Kontext und die Absicht hinter Nachrichten zu verstehen, was die Erkennung von ausgeklügelten Phishing-Versuchen verbessert.

ESET setzt KI seit über 25 Jahren ein

    • Wie nutzt ESET KI, um Sie zu schützen? Auf der folgenden Zeitleiste erfahren Sie, wiewir seit 1997 auf verschiedene Weise KI-Modelle in unsere Technologien implementiert haben. Und natürlich ist diese Entwicklung noch lange nicht am Ende.

Auch Künstliche Intelligenz hat ihre Grenzen

KI ist eine nützliche und scheinbar allmächtige Technologie im Kampf gegen Cyberangriffe, aber auch sie hat Schwachstellen. Sie kann von geschickten Hackern durch „adversarial attacks“ ausgetrickst werden. Ihre Effektivität hängt stark von der Qualität der Daten ab, die ihr zugeführt werden. Wenn die Daten voreingenommen sind, könnte die KI echte Bedrohungen übersehen oder Fehlalarme auslösen. Außerdem benötigt KI viel Rechenleistung und fachkundige Kontrolle, um effektiv zu bleiben, was für kleinere Unternehmen eine Herausforderung sein kann. Daher ist KI zwar ein fantastischer Verbündeter, funktioniert aber am besten in Kombination mit menschlicher Intuition und bewährten Sicherheitspraktiken, um die digitale Festung sicher zu halten.

Die dunkle Seite der KI: Moderne Cyberkriminalität

Natürlich sind sich nicht nur Cybersicherheitsexperten der Möglichkeiten bewusst, die KI bietet. Künstliche Intelligenz ist zu einer Art Doppelagent geworden, der sowohl den Guten als auch den Bösen hilft. Aber wie nutzen Cyberkriminelle KI, um ihre fiesen Ziele zu erreichen?

  • Erstellung von Malware: Generative KI in Form von „dunklen LLMs“ kann beispielsweise zur Erstellung von Malware verwendet werden. Diese KI-generierte Malware kann aus bestehenden Abwehrmechanismen lernen und sich anpassen, um letztere zu umgehen, was sie hochwirksam und schwer zu bekämpfen macht. Gleichzeitig könnten diese Werkzeuge als Einstiegstools für Hackeramateure dienen und ihnen helfen, Angriffe mit zunehmender Häufigkeit durchzuführen - dank der Unterstützung von KI beim Programmieren.
  • Verbesserung von Phishing-Angriffen: KI kann die Qualität und Glaubwürdigkeit von Phishing-E-Mails verbessern, wodurch sie überzeugender und schwerer zu erkennen sind. KI-Algorithmen können Phishing-Versuche personalisieren, indem sie das Online-Verhalten des Ziels analysieren und Nachrichten erstellen, die den Nutzer besser täuschen. Ebenso sind Desinformationskampagnen mit Deepfake-Fotos oder -Videos jetzt viel einfacher für Kriminelle zu erstellen.
  • Automatisierung von Angriffen: KI kann den Prozess der Identifizierung und Ausnutzung von Schwachstellen rationalisieren. Von KI gesteuerte automatisierte Werkzeuge können kontinuierlich nach Schwachstellen suchen und Angriffe in großem Maßstab starten, wodurch die Effizienz und Häufigkeit von Cyberangriffen erhöht wird.

Nutzung von KI und menschlicher Expertise:

Bedrohungsakteure werden sich raffiniertere Wege einfallen lassen, um KI einzusetzen – zum Beispiel, um die Auswahl der Opfer zu verbessern, typische Kampagnen anderer Bedrohungsakteure zu imitieren oder um einer Identifizierung und Verhaftung zu entgehen. KI wird sich weiterentwickeln und auch ihre Nutzung. Deshalb ist Prävention wichtiger denn je. Regelmäßige Schulungen, aktualisierte Sicherheitsmaßnahmen und die Verwendung zuverlässiger Sicherheitssoftware, um digitale Angriffe von Ihrem Unternehmen fernzuhalten, sind entscheidend, um eine gesunde Cybersicherheitslage im Zeitalter der KI aufrechtzuerhalten.

Für IT-Administratoren besteht die Navigation durch die Schutzlandschaft in einer Synergie zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. KI kann dabei helfen, Muster und Anomalien zu identifizieren, die vom menschlichen Auge übersehen werden könnte, aber es sind die IT-Experten, die diese Erkenntnisse interpretieren und geeignete Maßnahmen ergreifen. Durch die Kombination der Stärken von KI und der Expertise von IT-Profis können Organisationen den Cyberkriminellen einen Schritt voraus bleiben.

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